Online-Spieler sind keine Rechtsextremisten!

Einige von Ihnen werden es in der vergangenen Woche den Medien entnommen haben: Der Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Thomas Strobl (CDU), hat eine neue „rechtsextremistische Bedrohung“ ausgemacht. Und es wird Sie dabei weniger überraschen, dass er sich hierfür eine Gruppe ausgesucht hat, die schon in der Vergangenheit keine starke Lobby hatte, nämlich: Online-Spieler!

Junge Spieler sollen durch Online-Games riskieren, so die Darstellung Strobls, „in rechtsextreme Strukturen abzurutschen“. Und weiter: „Gaming kann zum emotionalen Klebstoff zwischen Jugendlichen, aber auch Kindern und Rechtsextremisten werden.“

Diese erschreckend beschränkte Sicht auf Gamer erinnert an andere CDU-Politiker, nämlich den ehemaligen Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, der zugleich Schwiegervater von Strobl ist, der nach dem schrecklichen Amoklauf in Winnenden 2009 die Diskussionen um sogenannte „Killerspiele“ mitprägte. Spielern von Egoshootern wie „Counter-Strike“ wurde damals unterstellt, dass sie ihre Affinität zu Waffen in der virtuellen Welt erprobten. Lange Zeit war sogar vom Verbot sogenannter „Killerspiele“ die Rede.

Thomas Strobl muss man an dieser Stelle wohl genauso wie seinem Schwiegervater unterstellen, dass er von dem, wovon er in diesem Zusammenhang redet, schlicht und ergreifend keine Ahnung hat. Denn wie oft wird Strobl selbst an einem Online-Spiel teilgenommen haben? Sie ahnen es schon: Vermutlich gar nicht. Denn sonst wüsste er, dass gerade in diesem Bereich andere Dinge viel wichtiger sind: Geschicklichkeit, Reaktionsfähigkeit, Strategie, Ehrgeiz – also alles, was man aus allen anderen Bereichen des physischen Sports auch kennt.

Die Alternative für Deutschland hat erkannt, dass E-Sports, und darum geht es im Zusammenhang mit Online-Spielen hauptsächlich, nicht nur ein wachsender Markt ist, sondern sich auch in allen seinen Formen einer stetig steigenden Beliebtheit erfreut. Sowohl auf Seiten der digitalen Athleten als auch derjenigen, die deren Wettkämpfe in Live-Streams und bei Großveranstaltungen verfolgen. Diese Spieler haben Förderung und Anerkennung verdient, wie alle anderen Sportler auch, und keine Stigmatisierungen durch einen „Digitalminister“, der das Fax-Zeitalter immer noch nicht überwunden hat.